Großpösna. Auf dem Highfield-Festival bei Leipzig ist am Samstagabend das zum Gelände gehörende Riesenrad in Brand geraten, während Menschen darin saßen. Es gab viele Verletzte. Die Polizei sprach am Abend von vier Personen mit Verbrennungen, einer weiteren, die sich mit einem Sprung aus der Gondel retten wollte. Wie es am Sonntag hieß, schwebe zumindest keine der Personen in akuter Lebensgefahr.
Ein Dutzend weitere Personen sei mit Rauchgasvergiftungen in umliegende Krankenhäuser gebracht worden – darunter seien auch Ersthelfer und Polizeibeamte gewesen. Zudem mussten am Abend noch auf dem Festivalgelände 50 Menschen ambulant versorgt werden, weil sie unter anderem an Panikreaktionen litten, so der leitende Highfield-Notarzt Robert Stöhr gegenüber der LVZ.
Feuer griff von Gondel zu Gondel über – Betreiber lobt Angestellte
Laut Polizei war das Feuer am Samstag gegen 21 Uhr in einer der insgesamt 24 Gondeln am Riesenrad ausgebrochen und habe dann schnell auf eine weitere übergegriffen. Das Riesenrad wurde evakuiert, Augenzeugen sahen mehrere Personen, die sich durch Herausspringen retten wollten. Eine wurde dabei schwer verletzt. Der Bereich um das Riesenrad wurde abgesperrt und alle verbliebenen Menschen nach und nach heruntergeholt, berichten Anwesende. Die beiden betroffenen Gondeln brannten letztlich komplett aus, wie am Morgen danach zu erkennen war.
Der Betreiber des Riesenrades, Sebastian Hannstein aus Bremen, erklärte am Sonntag gegenüber der dpa. „Meine Mitarbeiter sagten mir, dass keine Menschen in der Gondel saßen, als das Feuer ausbrach.“ Er sei schockiert und fassungslos. „Seit Generationen betreibt meine Familie Riesenräder. So etwas ist noch nie passiert.“ Seine Mitarbeiter hätten geistesgegenwärtig reagiert, als sie die Flammen sahen. „Sie haben das Riesenrad beschleunigt und so die Evakuierung der anderen Gondeln beschleunigt.“ Das betroffene Riesenrad sei erst sieben Jahre alt. „Das ist kein Alter für ein Riesenrad. Ich habe eines, das ist 30 Jahre alt“, so Hannstein.
Experten von Polizei und Feuerwehr suchten am Sonntag in den Trümmern nach der Brandursache. Laut erster Einschätzung sei „auf bisher nicht bekannte Art und Weise unterhalb des Riesenrades befindliches Material in Brand geraten“, so ein Behördensprecher. In dessen Folge habe das Feuer auf eine Gondel übergegriffen. Für Angehörige, Zeuginnen und Zeugen hat die Polizei Leipzig inzwischen eine Hotline geschaltet: 0341/96646666.
Rapper Ski Aggu: „Ich sollte nicht abbrechen“
Das Feuer brach am Samstagabend aus, als gerade der Berliner Rapper Ski Aggu auf der Bühne stand. Am Abend schrieb er auf Instagram, er sei schockiert über die Ereignisse. „Mir wurde aufs Ohr gesagt, dass ich unter keinen Umständen die Show abbrechen, sondern zunächst mit Euch in Dialog bleiben sollte, damit keine Massenpanik entsteht“, hieß es in der Stellungnahme.
Nach Augenzeugenberichten waren noch viele Fahrgäste in dem Riesenrad, als die Gondeln anfingen zu brennen. Der Brand entstand offenbar im unteren Bereich des Fahrgeschäfts. Die brennenden Gondeln wurden nach der Evakuierung nach oben gefahren, damit sich das Feuer nicht weiter im unteren Bereich ausbreiten konnte.
Mandy Saß (22) und Kathi Boschen (25) haben das Feuer auf dem Riesenrad gesehen. „Wir haben uns gerade Ski Aggu angesehen, als plötzlich Rauch aufkam. Viele dachten zuerst, es sei Pyrotechnik. Dann haben wir uns umgedreht und gesehen, dass das Riesenrad brannte“, berichtet die aus Essen stammende Mandy Saß. Viele Leute seien nun schnell weggelaufen und wollten sich in Sicherheit bringen. „Wir haben erstmal unsere Freunde gesucht. Die Stimmung war ziemlich abgespannt, der Rauch war sehr dick und schwarz“, erzählt Kathi Boschen.
Andere Augenzeugen berichten, sie hätten gerade Essen holen wollen, als plötzlich Menschen angerannt kamen und nach Feuerlöschern und Hilfe riefen.
Zuerst seien Krankenwägen zur Hilfe gekommen, kurze Zeit später dann auch die Feuerwehr. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Das Riesenrad wurde dann weiträumig abgesperrt, damit die Brandursachenermittlung am Sonntag nach Spuren suchen kann. Die Höhe des entstandenen Schadens ist derzeit noch unklar.
Programm des Festivals unterbrochen – später ging es auch mit Feuerwerk weiter
Das Programm des Festivals in der Gemeinde Großpösna (Landkreis Leipzig) wurde zwischenzeitlich unterbrochen. Sanitäter und weitere Einsatzkräfte kümmerten sich auch um die zum Teil verängstigten Besucherinnen und Besucher. Gegen 22 Uhr ging es dann mit dem Auftritt von Rapper Cro auf der Bühne weiter. Auch ein Feuerwerk wurde später noch gezündet. Die Festivalleitung sprach am Abend davon, dass es allen Verletzten den Umständen entsprechend gut gehe.
Das Highfield-Festival gehört zu den größten Musikevents in der Region mit jährlich 30.000 Menschen. Bis 2009 fand es in der Nähe von Erfurt statt, dann folgte der Umzug auf das größere Areal am Störmthaler See bei Leipzig.
LVZ